WELTKULTURERBE ARMENIEN




Klöster Haghpat und Sanahin

Kriege und Naturkatastrophen wie das Erdbeben von 1988 sind über das Land im Kaukasus hinweggefegt und haben Spuren an den Kulturdenkmälern des Landes hinterlassen. Immer wieder gingen, wie bei einem Raub im Kloster Sanahin im Oktober 1930, wertvolle Reliquien und liturgische Gegenstände verloren. Kirchen im byzantinischen Stil wurden im Zuge der neuen Ordnung abgerissen. So ist es ein glücklicher Umstand, dass vor allem das Kloster von Haghpat bis heute so gut erhalten ist. Zu dem auf das 10. Jahrhundert zurückgehenden Klosterkomplex gehört das aus Tuffgestein errichtete Kloster Surb Nschan mit seiner „steinernen Chronik“. Einer fürstlichen Stifterin ist die Heilig-Kreuz-Kirche, die Hauptkirche des Klosters von Haghbat, zu verdanken.

Kloster Surb Nschan

Kloster Surb Nschan
Foto: Heretiq, Wikimedia Commons

Besonders zu erwähnen ist die armenische Baukunst, die sich in großräumigen Vorhallen (Gawit) widerspiegelt.  Dabei ist ein quadratischer Raum mit Flachkuppel durch zwei sich kreuzende Bogenpaare gegliedert. Der Bauzier ist sehr zurückhaltend und erinnert an die europäische Romanik. Kreuzsteine sind die wesentlichen Elemente der Verzierung an den Bauwerken des durch starke Mauern umschlossenen Klosters von Haghpat. Zum heiligen Klosterbezirk gehören die bereits oben genannte Heilig-Kreuz-Kirche, die Marienkapelle für Eremitinnen, der Glockenturm und das Refektorium.

Kloster Sanahin

Kloster Sanahin
Foto: Hako82 (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Auf das 10. Jahrhundert geht auch das Kloster Sanahin zurück, das auf den Ruinen eines im 4. oder 5. Jahrhundert entstandenen Gotteshauses erbaut wurde. Zum Kloster gehören die Kapelle des hl. Gregors und die Kirchen des hl. Amenaprkitch und des hl. Astvatsatsin sowie ein Glockenturm und eine Bibliothek. Aufgrund eines Mongoleneinfalls im 13. Jahrhunderts kam das relogiöse Leben im Kloster zum Erliegen. Zerstört wurden die Mönchszellen, die Kirche des heiligen Jakobs sowie eine aus dem 10. Jahrhundert stammende Vorhalle der Kirche des hl. Astvatsatsin.

Kathedrale und Kirchen von Etschmiadsin und archäologische Stätte von Zvartnots

Als Wiege des armenischen Christentums wird Etschmiadsin angesehen. Hier steht die Hripsime-Kirche, die in Gedenken an eine den Märtyrertod gestorbene Nonne erbaut wurde. Betrachtet man den Baukörper des Gotteshauses, so erscheint dieser sehr kompakt und wird von einer Kuppel überwölbt. Zwölf Bandrippen sind die notwendigen statischen Elemente dieser Kuppel. An eine andere Märtyrerin, die im 3. Jahrhundert bei Christenverfolgungen unter dem oströmischen Kaiser Diokletian den Tod fand, erinnert die Gajane-Kirche, die erstmals im 10. Jahrhundert Erwähnung fand. Datiert wird der Kirchenbau auf das 7. Jahrhundert. In Etschmiadsin befindet sich mit der im 4. Jahrhundert entstandenen Kathedrale die ranghöchste Kirche Armeniens, in der die obersten geistlichen Würdenträger die Messe zelebrieren. Sie soll der Legende nach auf Geheiß Gregor des Erleuchters als erste christliche Kirche Armeniens errichtet worden sein.

Reste der Kathedrale von Zvartnots

Reste der Kathedrale von Zvartnots
Foto: By Hayk (I created this image.) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html), CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/) or CC-BY-2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.5)], via Wikimedia Commons

Unter Katholikos Nerses III. (641-62) wurde der Bau der Kathedrale von Zvartnots in die Wege geleitet. Dieser Sakralbau fiel im 10. Jahrhundert einem Erdbeben zum Opfer. Bei Ausgrabungen der Palastkirche – sie fanden zwischen 1900 und 1907 statt – stieß man auch auf eine Stele mit einer Inschrift des Königs Rusa II., die aus dem 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung stammt.

Kloster von Geghard im Oberen Azat-Tal

Kloster von Geghard

Foto: Vigen Hakhverdyan (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

Aus dem Tuffgestein geschlagen wurde das Höhlenkloster von Geghard, über das schriftliche Zeugnisse aus dem 7. und 10. Jahrhundert vorliegen. Der Sakralbaukomplex ist auch als „Kloster der Lanze“ bekannt und wird als ein besonders wichtiges Zeugnis armenischer Baukunst angesehen. Unbekannt ist die genaue Gründung des Klosters, das dort entstand, wo bereits in vorchristlicher Zeit eine Kultstätte existierte. Von dem ursprünglichen Felsenkloster – wahrscheinlich auf das 4. Jahrhundert zurückgehend – ist nach Plünderungen und Brandschatzungen im 10. Jahrhundert nichts erhalten. Neben zwei Kirchen gehören auch zahlreiche Kapellen und Zellen zu diesem Klosterkomplex, der seit dem 13. Jahrhundert von einer Mauer umgeben ist. Außerhalb dieses ummauerten Bezirks erhebt sich die Muttergottes-Kirche, deren früheste Inschrift das Jahr 1164 verzeichnet. Dank einer kostbaren Reliquie, eines Splitters aus der Lanze, die dem gekreuzigten Christus in die Seite gestoßen wurde, gehörte das im 18. Jahrhundert aufgegebene Kloster zu den wichtigen Pilgerstätten des Kaukasus.

Ferdinand Dupuis-Panther




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