WELTKULTURERBE DEUTSCHLAND



Der Roland in Bremen

 

Welterbe Deutschland:
Aachener Dom
Speyerer Dom
Würzburger Residenz und Hofgarten
Wallfahrtskirche "Die Wies"
Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl
Dom und Michaeliskirche in Hildesheim
Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier
Hansestadt Lübeck
Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin
Kloster Lorsch
Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft
Altstadt von Bamberg
Klosteranlage Maulbronn
Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg
Völklinger Hütte
Grube Messel
Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar und Dessau
Kölner Dom
Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg
Klassisches Weimar
Wartburg
Museumsinsel Berlin
Gartenreich Dessau-Wörlitz
Klosterinsel Reichenau
Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen
Altstädte von Stralsund und Wismar
Oberes Mittelrheintal
Rathaus und Roland in Bremen
Muskauer Park (Park Muzakowski)
Obergermanisch-raetischer Limes
Altstadt von Regensburg mit Stadtamthof
Siedlungen des 20. Jh. in Berlin
Buchenurwälder der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands
Wattenmeer
Faguswerk in Alfeld
Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen
Karolingisches Westwerk und Civitas Corvey
Hamburger Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus
Das architektonische Werk von Le Corbusier – ein herausragender Beitrag zur "Modernen Bewegung"

Flächendenkmäler wie die Altstadt von Bamberg, die Hanse mit ihrer backsteinernen Stadtarchitektur in Stralsund, Wismar und Lübeck, romanische, gotische und barocke Sakralbauten wie die „Wies“, klösterliche Architektur wie auf der Insel Reichenau, prächtige Gartenkunst wie im Muskauer Park und die Ikone der Moderne, das Bauhaus zu Weimar und Dessau, sind als Welterbestätten in Deutschland ebenso anerkannt wie weitere 25 Kulturdenkmäler.

Die Hanse:  Die Hansestadt Lübeck sowie die Altstädte von Stralsund und Wismar

An die altehrwürdige Hansestadt Lübeck mit ihrem mittelalterlichen Stadtbild erinnert bis heute die norddeutsche Backsteinarchitektur der Salzspeicher und das Holstentor (1477) sowie die Sakralbauten der Stadt, der Dom – der erste große Sakralbau im Ostseeraum –, die Aegidien-, die Petri- und die Marienkirche (1250-1330). Eine Besonderheit sind die Lübecker Stiftshöfe und Gänge wie der Haasenhof. Nicht minder beeindruckend sind die beiden anderen Hansestädte Stralsund und Wismar. Alle drei stehen stellvertretend für den mittelalterlichen Städtebund, zu dem auch das norwegische Bryggen (Bergen) und das schwedische Visby gehörten. Auch in Wismar und Stralsund dominiert die Backsteinarchitektur, betrachtet man beispielsweise das Wismarer Wassertor und die Wismarer Stadtpfarrkirche.

Romanische, gotische und barocke Gotteshäuser: Aachener Dom, Kölner Dom, Dom zu Speyer, Dom und Liebfrauenkirche in Trier, Dom St. Maria und St. Michaelis-Kirche sowie die Wallfahrtskirche „Die Wies“

Als erstes deutsches Welterbe wurde der Aachener Dom anerkannt. Er ist das in Stein gegossene Bekenntnis Karls des Großen zum Christentum und die Krönungskirche deutscher Kaiser. Was im Kern noch karolingisch ist, erhielt im Laufe der Geschichte gotische und barocke Überformungen. Besonders sehenswert ist das so genannte Glashaus von Aachen. Gemeint ist damit die farbige Durchfensterung des Sakralbaus, so dass das Oktagon als Kern des Gotteshauses in buntes Licht getaucht wird.

Gotik und Neogotik vereinen sich im Kölner Dom, an dem über Jahrhunderte hinweg gebaut wurde. Dieser Himmelsstürmer am Ufer des Rheins reckt sich mit seinen Turmspitzen  auf über 157 Meter in den Himmel – nur übertroffen vom Ulmer Münster. Der Dom, im ausgehenden 19. Jahrhundert vollendet, steht als nationales Symbol für das deutsche Kaiserreich und ist zugleich ein meisterlich gestalteter Bau, der vor allem durch seine reich skulptierte Fassade beeindruckt. 

Auf Bauschmuck verzichtet fast gänzlich der romanische Dom zu Speyer, der heute als Ausgangspunkt des pfälzischen Jakobsweges wieder in den Mittelpunkt des Interesses rückt. Wie der Dom in Trier wurde er auf „römischen Fundamenten“ errichtet. Acht deutsche Kaiser fanden im gewaltigen Dom – er besitzt eine Länge von 134 Metern – ihre letzte Ruhe.

Römische und romanische Baukunst verschmelzen in Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, mit ihrer vierhundertjährigen römischen Geschichte. So verwundert es nicht, wenn die Stadt an der Mosel auch den Beinamen „Rom des Nordens“ trägt. Über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist die Porta Nigra, einst ein römischer Bau, der im Laufe der Geschichte zeitweilig als Gotteshaus diente. Auf den Grundmauern der Römerbauten entstanden wie im Falle des Doms christlichen Nachfolgebauten. Römisch sind das aus dem 1/2. Jahrhundert stammende Amphitheater mit 18 000 Sitzplätzen, die  Barbara- und die Kaiserthermen, einst die drittgrößten Thermen des Römischen Reiches.

Ein frühromanisches Juwel des Kirchenbaus sind der Dom St. Maria und die sechstürmige Kirche St. Michael (1010-1022) in Hildesheim. Die heute im Westbau des Doms befindlichen so genannten Bernwardstüren mit Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament gelten als Meisterwerke des mittelalterlichen Bronzegusses.

Gegenüber der Romanik und Gotik der oben genannten Sakralbauten ist die „Wies“ (Steingaden) mit ihrer beschwingten Barockarchitektur eine Außenseiterin. 1745 bis 1754 wurde das Gotteshaus nach Plänen von Dominikus Zimmermann (1685-1766) anstelle einer 1740 errichteten kleinen Kapelle für ein wundersames Gnadenbild des gegeißelten Jesus erbaut.

Klosterarchitektur: Die ehemalige Benediktiner-Abtei Lorsch und das ehemalige Kloster Altenmünster, Kloster Maulbronn und die Klosterinsel Reichenau

In Lorsch an der Bergstraße, südlich von Darmstadt, steht mit der zentralen Königshalle ein seltenes Beispiel für die Klosterarchitektur der Karolingerzeit, die auf das 9. Jahrhundert zu datieren ist.
Die Insel Reichenau, von 40 frommen Brüdern urbar gemacht, war zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert ein sehr wichtiges Zentrum abendländischer Kultur und Bildung: Hier entstanden die „Visio Wettini“ des Mönchs Walahfrid Strabo und das populäre „Buch über die Gartenkunst“ - Beispiele frühmittelalterlicher Dichtkunst. Wie bei anderen Kirchen und Klöstern auch wuchs das Ansehen des Klosters Reichenau aufgrund der vorhandenen Reliquienschätze, zu denen die Heiligblutreliquie und der Markusschrein gehören. Bekannt ist die auf der Insel stehende Kirche St. Georg aufgrund ihrer ottonischen Wandmalereien.
 
Als einer der besterhaltenen Klosterkomplexe des Mittelalters nördlich der Alpen gilt das im Jahre 1147 gegründete Zisterzienserkloster Maulbronn, das von einer Festungsmauer mit Wehrgang umgeben ist. In der Klosterarchitektur der Klosterkirche spiegelt sich der Übergang von der Romanik zur Gotik wieder.



Flächendenkmäler: Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg, die Altstadt von Bamberg, die Altstadt von Regensburg mit Stadtamthof, das klassische Weimar und die Museumsinsel Berlin

Nirgendwo sonst in Deutschland ist die Fachwerkarchitektur so ausgeprägt wie in Quedlinburg: Das Bauprinzip ist recht simpel und besteht aus einem zu füllenden Balkengerüst aus Schwelle, Ständer, Fußband und schließlich dem Kopfband zur Auflage des Balkens. Die vorhandenen Fächer sind mit Lehm und Backstein gefüllt. Hier und da legen sich die Obergeschosse, stufig über die Gassen und Straßen. In einem der Fachwerkbauten erblickte der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock das Licht der Welt. Hoch über Quedlinburg thront auf dem in Bewegung geratenen Schlossberg das Schloss und die romanische Stiftskirche St. Servatius.

Als Flächendenkmal ist die Altstadt von Bamberg von besonderer Bedeutung, da der Stadtkern weitgehend unzerstört geblieben ist und über 2000 denkmalgeschützte Gebäude erhalten sind, darunter  der Bamberger Dom mit der besonders schmucken Gnadenpforte und dem berühmten Bamberger Reiter. Hervorzuheben ist außerdem das Gotteshaus St. Michael mit einer beachtenswerten Malerei in der Flachdecke, die mehr als 600 heimische und fremdländische Pflanzen zeigt.

Nicht gar so viele unter Denkmalschutz stehende Bauwerke – 984, teilweise auf die Römerzeit zu datierende Einzeldenkmäler sind zu nennen – weist das an der Donau gelegene Regensburg auf. Diese Stadt war im hohen Mittelalter ein bedeutendes politisches Zentrum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und außerdem ein blühendes Handelszentrum. Die Altstadt wird geprägt von den Patriziertürmen, dem Dom und der Steinbrücke aus dem 12. Jahrhundert. Dank dieses Brückenschlages über die Donau ist die Altstadt mit dem Stadtteil Stadtamthof verbunden.

Beim klassischen  Weimar denkt man an Goethe und Schiller, an ein Geisteszentrum der Aufklärung des 18. und frühen 19. Jahrhunderts und zudem an die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek mit ihrem wertvollen Bestand, der teilweise durch einen verheerenden Brand vernichtet wurde. Nicht nur der Dichterfürst und der Schöpfer der „Räuber“ waren Gäste der Stadt, sondern 1772 kamen der Dichter Christoph Martin Wieland und 1776 Johann Gottfried Herder in die mitteleuropäische Residenzstadt. Mit dem Ableben des weltoffenen Dichterfürsten im Jahr 1832 endete auch die Weimarer Klassik. Goethes Wohnhaus und Schillers Wohnhaus gehören selbstverständlich zum Welterbe des klassischen Weimar. Hinzu kommen die Stadtkirche, das Herderhaus und das Alte Gymnasium als Wirkungsstätten Herders, der Park an der Ilm mit dem Römischen Haus, Goethes Garten und dem Gartenhaus, das Schloss und der Schlosspark Ettersburg.

Wachsende Besucherscharen machen den Kunstgenuss in den Berliner Museen der Museumsinsel zu einem zweifelhaften Event. Es scheint, als müsse jeder Berlinbesucher mal dort gewesen sein. Fürwahr die Insel der Künste birgt internationale Kunstschätze von besonderem Wert, ob den Pergamonaltar, die Büste der Nofretete oder die Meisterwerke von Caspar David Friedrich und Adolph Menzel. Die auf der Museumsinsel zwischen Spree und Kupfergraben entstandene Museenlandschaft im klassizistischen Gewand ist nicht frei von nationalideologischer Selbstdarstellung: Preußischer Nationalstolz stand Pate, als man das Alte Museum, die Nationalgalerie, das Neue und das Bode-Museum erbaute. Einer Akropolis gleicht die Alte Nationalgalerie, vor der das Reiterstandbild König Friedrichs IV. nicht zu übersehen ist. Auch die Inschrift „Der deutschen Kunst MDCCCLXXI“ prägt sich nachhaltig ein.

Feudaler Nachlass: Würzburger Residenz und Hofgarten, Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sowie Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin

Hoch über dem Main thront die trutzige Marienburg, in der Stadt hingegen steht die repräsentative Residenz dreier Fürstbischöfe aus dem Hause Schönborn, die ihrer Prunksucht Ausdruck verleihen mussten, als sie die dreiflügelige Würzburger Residenz erbauen ließen. Sie wird als schönster Schlossbau des süddeutschen Barock gerühmt. Balthasar Neumann heißt der geniale Baumeister, auf den der imposante Palastbau mit Ehrenhof sowie vier Binnenhöfe zurückgehen. Unübertroffen ist das stützfrei überwölbte Treppenhaus mit dem weltweit größten Deckengemälde: Kein Geringerer als Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770) war der begnadete Maler, der die Lobpreisung des Schöngeistes und Kunstsinnes der Fürstbischöfe in dem 600 Quadratmeter großen Gemälde „Die Verherrlichung des Fürstbischofs als Mäzen der Künste“ realisierte.

Nicht minder prächtig sind die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl. Beide sind Rokokoschlösser mit barocker Gartenparterre und englischem Landschaftspark zwischen Rhein und Erft. Hier wirkten sowohl der bekannte westfälische Baumeister Johann Conrad Schlaun (1695-1773) wie auch François Cuvilliés im Auftrage des Kurfürsten und Erzbischofs von Köln und Fürstbischofs von Münster, Paderborn, Hildesheim und Osnabrück. Wie in Würzburg so hatte sich auch in Brühl ein Mann der Kirche ein üppiges Denkmal gesetzt. Von Gottgefälligkeit und Demut ist in Brühl nichts zu spüren.

Mit den Schlössern und Parks von Potsdam und Berlin schufen Baumeister wie Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff  und Johann Gottfried Büring mehr als nur ein Versailles in der Mark Brandenburg. Zu den wichtigsten Baudenkmälern zählen das zwischen 1745 und 1747 erbaute Schloss Sanssouci („ohne Sorge“), der Chinesischen Pavillon (1754-1756), der Antikentempel, der Neue Palais und das im klassizistischen Stil entworfene Schloss Charlottenhof. Darüber hinaus zählen auch das Schloss und der Park von Babelsberg sowie der Neue Garten mit dem Marmorpalais und das Schloss Cecilienhof sowie die Pfaueninsel und das Schloss Glienicke (1825-1827) zu diesem Gesamtkunstwerk preußischer Feudalarchitektur.

Die Reformation und Luther: Die Wartburg sowie Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg

Sie war die „Fluchtburg“ eines streitbaren Kirchenmannes, der sich vor der Verfolgung durch Rom in Sicherheit bringen musste. Von der Wartburg bei Eisenach ist die Rede, wo der geächtete Martin Luther das bis dahin nur in Griechisch vorliegende Neue Testament in die deutsche Sprache übersetzte. Zudem steht diese mittelalterliche Burg für die höfische Kultur jener Zeit – man denke dabei an die Minnesänger Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Albrecht von Halberstadt, Heinrich von Morungen und Herbort von Fritzlar.  Architektonisch ist die Wartburg ein Kind des Historismus des 19. Jahrhunderts. Damals wurde die Burganlage zu einem nationalen Denkmal umgestaltet und wesentliche Teile wie der romanische Palas rekonstruiert.

Mit dem Namen der deutschen Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchton (1497-1560) sind Gedenkstätten in Sachsen-Anhalt wie das 1504 als Klosterbau errichtete Lutherhaus und das Melanchtonhaus in Wittenberg sowie das Geburts- und Sterbehaus Luthers in Eisleben in Verbindung zu bringen. Als Wirkungsstätte Luthers hat die Wittenberger Stadtkirche St. Marien eine besondere Bedeutung, gingen von hier doch wesentliche Impulse der Reformation aus. Ob Luther tatsächlich an der Schlosskirche – sie wurde zwischen 1496 und 1509 erbaut – seine 95 Thesen angeschlagen hat, ist mehr als zweifelhaft. Dennoch ist auch sie ein wichtiger Bestandteil des Welterbes Luthergedenkstätten.

Nachlass Industriekultur: Bergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar, Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen und Völklinger Hütte

Am Marktplatz von Goslar

Goslar, die Residenz der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, war nicht nur eine wichtige Hansestadt mit sehenswerten Patrizierhäusern wie Brusttuch (1526) und Kaiserworth (1494), sondern dank des Rammelsberger Bergwerks recht früh bereits eine Stadt der Bergknappen. Bereits im 3. Jahrhundert ist vor den Toren der Stadt Erz gefördert worden. Mitte des 12. Jahrhunderts wurde der Rathstiefste Stollen angelegt, einer der ältesten erhaltenen Stollen in Deutschland. Bis 1988 förderte man auf dem Rammelsberg Erz. Dann waren die Vorräte erschöpft und ein lang andauerndes Kapitel deutschen Bergbaus besiegelt.

Weithin sichtbar und zugleich eine wichtige Landmarke ist das Doppelbockfördergerüst der Schachtanlage XII der Zeche Zollverein. Bei dieser Zechenanlage, die seit der Schließung eine einschneidende Umgestaltung erlebte, handelt es sich um eines der bedeutendsten Industriedenkmäler Europas des 20. Jahrhunderts. Zu diesem gehören die Kokerei Zollverein, das zum Design-Zentrum umgestaltete ehemalige Kesselhaus und die Schachtanlagen 1/2/8 sowie die Kohlewäsche, in der das RuhrMuseum untergebracht ist. Nach wie vor beeindruckend ist die strenge Funktionalität der Anlage, die den Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer zu verdanken ist. An die Zeiten, als täglich 12 000 Tonnen verwertbare Kohle hier gefördert wurden, erinnert nichts mehr, sieht man von medialen Inszenierungen dieses Aspekts der Industriegeschichte des Ruhrpotts ab. Arbeiterkultur ist nunmehr von bürgerlicher Hochkultur verdrängt worden. Konversion heißt das Zauberwort und Design das goldene Kalb, um das getanzt wird.

Die Völklinger Hütte ist die letzte in Westeuropa gegründete Eisenhütte, sie repräsentiert einen industriearchäologischen Komplex, der für die Eisenverhüttung und Technikgeschichte des 19./20. Jahrhunderts steht. Ohne den Unternehmer Karl Röchling und die Errichtung des ersten Hochofens 1882/3 gäbe es diesen Methusalem der Industriegeschichte an der Saar nicht.
Dass ein solches Werk während der beiden letzten Weltkriege Rüstungsgüter produzierte, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Längst hat sich aber auch die Völklinger Hütte zu einem europäischen Kulturzentrum gewandelt. Die Hochöfen und Maschinenhalle scheinen nur noch eine vor sich hin rostende Kulisse für massenkompatible Ausstellungsinszenierungen.

Gartenreiche: Gartenreich Dessau-Wörlitz und Muskauer Park

Eine gestaltete Landschaft findet sich nicht allein in den französischen Schlossgärten oder den englischen Landschaftsparks, sondern auch im Gartenreich Dessau-Wörlitz. Geistiger Vater der als ein Gesamtkunstwerk komponierten Parklandschaft zwischen Elbe und Mulde ist Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817). Er ließ die Landschaft modellieren, Seen und Kanäle anlegen, allein stehende Eichen setzen und das sich im Wasser spiegelnde Luisium erbauen. Auf die Antike in Gestalt eines Venustempels stößt der Flaneur ebenso wie auf das von Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff im Stil des Klassizismus entworfene Schloss von Wörlitz.
Grenzüberschreitend ist der Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau, erstreckt er sich doch auch auf polnischem Staatsgebiet. Ein viel gereister, künstlerisch interessierter Fürst war es, der das einzigartige Gartenkunstwerk erdachte. Die Rede ist von Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Nach dessen Plänen wurde zwischen 1815 und 1845 der 830 Hektar große Muskauer Park beiderseits der Neiße geschaffen. Der als idealisierte Landschaft angelegte Park besteht aus dem Schloss-, Bade- und Bergpark sowie dem Unterpark, dem Arboretum und den Braunsdorfer Feldern. Von besonderer Bedeutung für die Landschaftsgestaltung sind die Sichtbeziehungen und die künstlichen Wasserläufe.

Römische Grenzfeste: Obergermanisch-raetischer Limes

Lückenlos war einst der zwischen Rhein und Donau angelegte Limes, der sich gegen den Einfall der Barbaren richtete. Das römische Festungswerk bestand aus Kastellen, Gräben, Wachttürmen und sonstigen Sperranlagen. Sie markierten die Außengrenzen der beiden ehemaligen Provinzen Obergermanien (Germania superior) und Rätien (Raetia). Nicht nur in Germanien, sondern auch im fernen Britannien wurde mit dem Hadrianswall zwischen 100 und 160 eine Grenzbefestigung realisiert. Eindrucksvolle Teile dieser „römischen Mauer“ sind - wie das Kastell Saalburg - umfassende Rekonstruktionen. Ähnliches gilt auch für die römischen Wachtürme in der Gegend zwischen Mainhardt und Murrhardt. Längst sind die Palisadenzäune verrottet, die Gräben größten Teils überwuchert und nur noch konservierte Mauerreste – wie in Bobingen und in Welzheim (Ostkastell) – vorhanden, die den Verlauf des Limes markieren.

Bürgerliche Baukunst: Rathaus und Roland in Bremen

Im Vergleich mit dem Rathaus von Antwerpen ist das Bremer Rathaus (1405–1408) als Winzling anzusehen. Um den gotischen Kern hüllt sich ein prächtiges Renaissancegewand aus Backstein. Als Zentrum der bürgerlichen Macht und Sitz des Rates der Stadt steht das Rathaus zwischen St.-Petri-Dom und Liebfrauenkirche. Ausdruck der Marktfreiheit ist der steinerne jugendliche Ritter Roland, der auf die Bischofskirche der Stadt blickt. Die Inschrift auf dessen Schild lautet: „Freiheit verkündige ich Euch, die Karl und mancher andere Fürst fürwahr dieser Stadt gegeben hat.“

Ein Fenster in die Urzeit: Grube Messel

Im Ölschiefer am Rande des Odenwaldes sind außergewöhnlich gut erhaltene Fossilien zu finden, die uns Erkenntnisse über die vor Millionen von Jahren existierende Flora und Fauna ermöglichen. Insbesondere die Frühphase der Säugetierentwicklung lässt sich anhand der Funde dokumentieren. Geborgen wurden unter anderem vollständige Skelette des Messeler Urpferdchens (Propalaeotherium parvulum), aber auch eines Pflasterzahnkrokodils (Allognathosuchus gracilis), eines Fingertiers (Heterohyus), eines igelartigen Insektenfressers (Macrocranion tenerum) und eines Urstraußes (Palaeotis weigelti).

Die Moderne: Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar und Dessau

Der Kubus und der rechte Winkel, die Dominanz des Funktionalen, Industriestahl als moderner Baustoff und der Typenbau als Prinzip eines kostengünstigen Bauens – das war für Walter Gropius und seine Mitstreiter maßgeblich, als sie das Bauhaus ins Leben riefen und sich von der herkömmlichen Architektur abkehrten. Zugleich lag ihnen die Aufhebung der Trennung zwischen Kunst, Kunsthandwerk und Architektur am Herzen. So formulierte Gropius als Programm des Bauhauses: „Das Bauhaus erstrebt die Sammlung alles künstlerischen Schaffens zur Einheit, die Wiedervereinigung aller wertkünstlerischen Disziplinen – Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Handwerk – zu einer neuen Baukunst (…).“ Ganz in diesem Sinne entstanden in Weimar das Hauptgebäude und Van-de-Velde-Bau der Hochschule für Architektur und Bauwesen und in Dessau 1925 bis 1926 das Bauhausgebäude und die so genannten Meisterhäuser sowie 1926 bis 1928 die Reihenhaussiedlung Törten.

Ferdinand Dupuis-Panther

 

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