Trebic

Jüdisches Erbe neben christlicher Tradition

Zwei Sehenswürdigkeiten stehen im Zentrum des ca. 38 000 Einwohner umfassenden Städtchens: Die romanische St. Prokop-Basilika und das Jüdische Viertel mit dem Jüdischen Friedhof, die aufgrund ihrer kulturellen und historischen Bedeutung in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurden.

 

Geschichte der Stadt

Die Anfänge der Stadt gehen auf das Jahr 1101 zurück, mährische Fürsten gründeten hier ein Benediktinerkloster,ein kulturelles und religiöses Zentrum, das sich allmählich zu einer Stadt entwickelte. 1468 allerdings wurde die Stadt im Verlauf der Hussitenkriege fast vollständig zerstört. Das Kloster wurde ab dem 16. Jh. zu einem Adelsschloss umgebaut.

St. Prokop-Basilika

Die anfangs der Jungfrau Maria und später dem Heiligen Prokop gewidmete Kirche wurde im 13. Jh. errichtet. Sie verbindet den romanischen Stil mit gotischen Elementen und gilt heute, trotz zwischenzeitlicher Zerstörungen und Umbauten, als ein Meisterwerk mittelalterlicher Architektur.

Krypta der St. Prokop-Basilika in Trebic (Weltkulturerbe der UNESCO)

St. Proko-Basilika in Trebic (Weltkulturerbe der UNESCO)

Die romanische Krypta der St. Prokop-Basilika und das romanische Rundfenster

Das von einer Säulenhalle geschützte romanische Portal, dem man den Namen “Paradiestor” gegeben hat, ist einer der Höhepunkte der romanischen Architektur. Zwischen Granitsäulen sind unterschiedliche florale und geometrische , aus Sandstein geformte Motive zu erkennen, aber auch menschliche Gestalten, deren Bedeutung sich nur schwer entschlüsseln lässt. Beachtung verdient auch das romanische Rundfenster, flankiert von zwei gotischen Rundfenstern.

St. Proko-Basilika in Trebic (Weltkulturerbe der UNESCO) - Paradiestor

St. Proko-Basilika in Trebic (Weltkulturerbe der UNESCO) - Paradiestor

St. Proko-Basilika in Trebic (Weltkulturerbe der UNESCO) - Paradiestor

Details des Paradiestores

Im Inneren blieb das ursprüngliche Gewölbe nur im Presbyterium und im Mönchschor erhalten, das barocke Gewölbe des Hauptschiffes geht auf das 18. Jh. zurück.

Auf jeden Fall sollte man einen Blick in die Abteikapelle werfen, die sich am Ende des nördlichen Nebenschiffs befindet. Die wertvollen gotischen Wandgemälde aus dem 13. Jh. sind noch gut erhalten.

St. Proko-Basilika in Trebic (Weltkulturerbe der UNESCO)

Gotisches Wandgemälde aus dem 13. Jh. in der Abteikapelle

Besonders eindrucksvoll ist der Besuch der großen romanischen Krypta mit ihren Dutzenden von Säulen, die das Gewölbe tragen. Jede der Säulen verfügt über ein individuelles Kapitell.

Die in ein Schloss umgewandelte einstige Benediktinerabtei gleich neben St. Prokop beherbergt das “Museum der Böhmisch-Mährischen Höhen” mit einer Weihnachtskrippen-Ausstellung und weiteren Exponaten zur Geschichte der Region.

Das Jüdische Viertel

Die ältesten Spuren jüdischer Geschichte in Trebic gehen auf das 14. Jh. zurück, als Christen und Juden gemeinsam in der Stadt lebten. Wie in der Vergangenheit oft üblich, mussten die Juden in einem eigenständigen Gebiet leben, im jüdischen Ghetto, das jüdische Viertel Zámostí (”Hinter der Brücke”) entstand am linken Ufer des Flusses Jihlava, während die Christen auf der rechten Seite des Flusses siedelten. Juden durften damals nur ganz bestimmte Berufe ausüben, sie waren Handwerker, Händler und Geldverleiher. Anfang des 19. Jhs. waren ein Viertel der Stadtbevölkerung Juden. Erst nach 1875 entfiel die Aufenthaltsbeschränkung, viele Juden verließen die Stadt und das ehemalige Judenviertel entwickelte sich zu einem Armenviertel. Die Terrorherrschaft der Nazis überlebten nur eine Handvoll Menschen jüdischer Herkunft, die meisten wurden in Konzentrationslagern ermordet.

Jüdisches Viertel in Trebic (Weltkulturerbe der UNESCO)

Jüdisches Viertel in Trebic (Weltkulturerbe der UNESCO)

Heute sind noch über 120 Gebäude des jüdischen Viertels erhalten, darunter zwei Synagogen, das jüdische Rathaus, das Armenhaus und eine Schule. Es lohnt sich, durch die engen Gassen zu streifen, will man ein wenig von der einstigen Atmosphäre jüdischer Stadtkultur erahnen, auch wenn so manche Gebäude so gut saniert wurden, dass sie die einstige Realität nur abgeschwächt wiedergeben. Ein Lehrpfad führt an 16 Stationen durch das Viertel, auf dem architektonische und kulturelle Besonderheiten erklärt werden.

Auf jeden Fall einen Besuch wert ist die Hintere Synagoge (auch als Neue oder Hohe Synagoge bezeichnet), die um 1669 erbaut wurde und mit barocker Malerei aus dem 18. Jh. verziert ist. Sie dient heute als Ausstellungs- und Konzertsaal. Hier findet man auch ein Modell des jüdischen Viertels im Maßstab 1:100.

Jüdisches Viertel in Trebic (Weltkulturerbe der UNESCO) - Neue Synagoge

In der Neuen Synagoge

Die Vordere oder Alte Synagoge stammt aus den Jahren 1639-42, sie wurde jedoch architektonisch im 19. Jh stark verändert und ist heute im Besitz der hussitischen Kirche.

Das Seligmann Bauers Haus direkt neben der Neuen Synagoge und mit ihr durch eine Treppenanlage verbunden, so dass jüdische Frauen die westliche Galerie der Synagoge betreten konnten,kann besichtigt werden und gibt Einblick in die Wohn- und Arbeitskultur zwischen den beiden Weltkriegen. Im unteren Teil des Hauses ist ein typischer Krämerladen zu finden, im oberen Geschoss befinden sich die Wohnräume.

Der Jüdische Friedhof

Der jüdische Friedhof von Trebic stammt aus den 20er Jahren des 17. Jhs., der älteste erhaltene Grabstein datiert aus dem Jahr 1631. Tausende von Gräbern und Grabsteinen bedecken eine Fläche von knapp 12 000 qm. Der gut erhaltene Zeremonienraum am Eingang des Friedhofs stammt aus dem Jahr 1903.

Jüdischer Friedhof in Trebic (Weltkulturerbe der UNESCO)

Weitere Sehenswürdigkeiten

Der Karlsplatz im Zentrum der Stadt ist mit seinen 2,2 ha einer der größten Tschechiens. Er war bereits im 13. Jh. als Marktplatz angelegt worden und wird heute noch von einigen sehenswerten historischen Fassaden gesäumt. In seiner Mitte erhebt sich eine Statuengruppe mit den hl. Kyrill und Method. Prachtvolle Sgraffiti zieren sowohl das sog. Franiskovsky-Haus (Nr. 53) mit seinen Jagdszenen und biblischen Figuren und das sog. Rabel-Haus aus dem 16. / 17. Jh.

Trebic, das "Schwarze Haus" am Karlsplatz

Das "Schwarze Haus" (1619-37) am Karlsplatz

Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten von Trebic zählt der 75 m hohe Stadtturm, den man auch besteigen kann, mit seiner riesigen Turmuhr (Durchmesser 5,5 m), die damit zu den größten Europas zählt. Es gibt auch eine Windmühle holländischen Typs aus dem Jahr 1836. Stolz ist man in Trebic auf seine ausgedehnten Grünanlagen, die zur Erholung einladen.

Praktische Tipps

Weitere Informationen zu Trebic findet man auf der Homepage der Stadt (auch deutschsprachig). Hier bekommt man u.a. eine Liste mit Hotels und Restaurants als download: http://www.visittrebic.eu/

Brtnice - Museum Josef Hoffmann
Jaromerice nad Rokytnou - Schloss
Namest’ nad Oslavou mit mächtigem Renaissanceschloss aus dem 16. Jh.
Zdar nad Sazavou (Weltkulturerbe der UNESCO)
Burg Pernstejn
Jihlava
Telc (Weltkulturerbe der UNESCO)

 

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